Wer warst du, bevor die Welt dir sagte, wer du zu sein hast?
Human Design polarisiert. Für manche ist es ein weiterer Baustein im Selbstoptimierungs-Zirkus. Für andere ist es der Moment, in dem zum ersten Mal vieles im eigenen Leben Sinn ergibt. Dazwischen: Skepsis, Neugier – und jede Menge Fragen.
Im Gespräch mit Viktoria und Özden, den Gründerinnen der School of MOJO, wird schnell klar: Hier geht es nicht um hübsche Typentests für den Feierabend. Human Design versteht sich als tiefgehende Landkarte der eigenen Energie – und als Einladung, die gewohnten Kategorien von Leistung, Karriere und Erfolg neu zu denken.
Der Name ihres Unternehmens ist dabei Programm. „Das Wort MOJO … wurde in der Musik und Filmbranche neu interpretiert als Sexappeal, Charisma, Magnetismus“, erzählt Özden. Für sie ist Mojo der Moment, in dem ein Mensch „mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht und weiß, wer sie ist und sich selbst mag“.
Human Design soll helfen, genau dorthin zu finden.
Zwischen Orchester und Hamsterrad
Im Zentrum des Systems steht das persönliche „Chart“ – eine Art energetischer Bauplan, der auf Basis von Geburtsdatum, -zeit und -ort berechnet wird. Auf den ersten Blick wirkt es kryptisch: Dreiecke, Vierecke, Linien, Pfeile. Doch für die Analystinnen ist es eine hochdetaillierte Landkarte. „Das ist dann das, was ich eben da rausbekomme, ist das sogenannte Chart. Das ist wirklich … deine genetische Bedienungsanleitung“, erklärt Viktoria. „Daraus können wir wirklich alles lesen. An deinen Potenzialen, an deinen Schattenthemen, an deinen Bedürfnissen.“
Um verständlich zu machen, wie unterschiedlich Menschen ticken, nutzen die beiden ein Bild, das hängen bleibt: das Orchester. Generator:innen und manifestierende Generator:innen – zusammen etwa siebzig Prozent der Bevölkerung – sind diejenigen, die auf der Bühne stehen und die Musik tatsächlich spielen. Manifestor:innen sind die Komponist:innen im stillen Kämmerlein, Projektor*innen fungieren als Dirigent:innen mit Vogelperspektive, Reflektor*innen sind die Kritiker*innen im Publikum, die feinsinnig wahrnehmen, was auf der Bühne passiert.
Alle sind wichtig. Aber nicht alle funktionieren gleich.
Entscheidungen: Kopf vs. Körper
Besonders deutlich wird das beim Thema Entscheidungen. Während einige Menschen – wie Generator*innen mit sakraler Autorität – relativ schnell spüren, ob ihr Bauch „anspringt“, brauchen andere deutlich mehr Zeit. Für Reflektor*innen etwa empfiehlt Human Design, große Entscheidungen über einen Mondzyklus hinweg zu bewegen. Achtundzwanzig Tage – in einer Arbeitswelt, in der schon 24 Stunden als lange Bedenkzeit gelten.
Es geht, so die beiden, nicht darum, einen neuen Standard zu definieren. Sondern darum, die enorme Bandbreite an inneren Prozessen sichtbar zu machen. „Etwas, was du nicht hast in deinem Dasein, erscheint dir dann bei jemand anders auch unfassbar fremd“, sagt Viktoria. Genau hier setzt Human Design an: als Sprache für Unterschiede, die bislang oft als „schwierig“, „zu langsam“ oder „zu emotional“ abgetan wurden.
Özden bringt es auf einen Punkt, der über jedes Tool hinausweist:
„Bitte fang an, dich selber zu entdecken. Bitte fang an, dich mit dir selber zu beschäftigen und welches Tool es dann am Ende ist, das musst du ganz persönlich entscheiden.“
Human Design ist für sie kein Dogma, sondern eine von vielen möglichen Türen.
Wenn die Arbeitswelt nur für 70 Prozent gebaut ist
Spannend wird es dort, wo Human Design auf New-Work-Debatten trifft. Unsere Arbeitswelt, so argumentiert Özden, sei „quasi von siebzig Prozent der Menschheit, die Generatoren sind, also Generatoren, manifestierende Generatoren zusammen, von dieser Mehrheit für diese Mehrheit erschaffen worden.“ Wer nicht in dieses Muster passt, zahlt einen hohen Preis: Überlastung, Daueralarm, das Gefühl, immer hinterherzulaufen.
Human Design macht sichtbar, wie sehr viele Strukturen – vom 9-to-5-Tag bis zur Großraumbüro-Pflicht – auf Dauer nicht zu allen passen können. Projektor:innen etwa, die eher in der Beobachtung und strategischen Steuerung glänzen, geraten im ständigen „Tun müssen“ häufig an ihre Grenzen. Manifestor*innen brauchen Phasen intensiver Schaffensenergie, aber ebenso Pausen. Reflektor:innen wiederum funktionieren am besten, wenn sie ausreichend Zeit für ihre unverwechselbare Art der Verarbeitung bekommen.
Küche, Berge, Küste: Wo Menschen aufblühen
Eine der greifbarsten Dimensionen von Human Design sind die sogenannten „Umgebungen“. Sie beschreiben, in welchen Settings Menschen besonders in ihre Kraft kommen – ob im Großraumbüro, im Homeoffice oder im Urlaub.
Küchen-Typen fühlen sich dort wohl, wo Menschen zusammenkommen, wo gemeinsam kreiert und erzählt wird – sinnbildlich an der Kücheninsel mit einem Glas Wein. Menschen mit Umgebung „Berge“ brauchen Weite und Blick, wenige Möbel, klare Linien. „Alles, was ich jetzt buche, achte ich darauf: Wo haben wir die Weite?“, erzählt Viktoria über eigene Urlaubserfahrungen. Küsten-Typen wiederum blühen auf, wenn zwei Welten aufeinandertreffen – etwa Stadt und Wasser, Kulturen, Perspektiven.
Es sind scheinbar kleine Nuancen. Aber sie entscheiden oft darüber, ob Erholung wirklich eintritt, ob ein Teammeeting energiegebend ist oder auslaugt.
Wer warst du vorher?
Am Ende des Gesprächs wird es noch einmal sehr persönlich. Özden beschreibt eines ihrer Lieblingsthemen im Chart der Gastgeberin: das Spannungsfeld zwischen Kontrolle und Selbstbestimmung. „Du bist wahrscheinlich jemand, der es gar nicht haben kann, wenn du kontrolliert wirst“, sagt sie – und trifft damit einen empfindlichen Nerv.
Genau diese Momente sind es, die bleiben. Wenn aus Skepsis ein „Okay, krass“ wird. Wenn die Frage nicht mehr lautet, ob Human Design wissenschaftlich genug ist, sondern ob es hilft, das eigene Leben ehrlicher zu betrachten.
Oder, wie Özden es formuliert:
„Wer warst du, bevor die Welt dir sagte, wer du zu sein hast?“
Wer sich darauf einlässt, findet vielleicht keine endgültigen Antworten. Aber viele neue, gute Fragen – und einen anderen Blick auf sich selbst, auf Arbeit und auf das, was wirklich Kraft gibt.
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