Biases sind schädlich für das Miteinander unserer Gesellschaft und Kultur, da diese automatisch einen Ausschluss anderer mit sich bringen: Was nicht „normal“ ist und dem Bekannten entspricht, wird aussortiert und abgewertet. Dabei ist erwiesen, dass Kulturen von Diversität profitieren. Man kann Biases entgegenwirken, indem man auf diese aufmerksam macht und entscheidet, wie man gegen diese vorgehen kann.
Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist das diesjährige Motto des Weltfrauentags: #BreakTheBias. Wir von der nushu crew haben uns gedacht: das ist ein tolles Motto. Dafür wollen auch wir einstehen – gemeinsam mit unserer Community und unseren Partnern. Entstanden ist unsere Kampagne #nushuagainstbias, die wir, aufgrund der aktuellen Weltgeschehnisse, nun aber nicht derart laut spielen, wie wir es ursprünglich geplant hatten.
Wir finden aber: #BreakTheBias ist ein wichtiges Thema. Eines, das zur Sprache gebracht werden sollte. Eines, das nicht untergehen sollte. Eines, das jede*r von uns angehen sollte, um Veränderungen zu bewirken. Der Schwerpunkt unserer Kampagne liegt auf den so genannten Gender Biases. Denn neben den großen Themen – fehlende Gleichberechtigung der Geschlechter, Frauenquote, Time Poverty, Altersarmut – sind es die alltäglichen Themen und Vorurteile, denen Frauen ausgesetzt sind. Frauen wird oft vorgeworfen zu emotional zu reagieren. Auf der anderen Seite werden Frauen aufgrund ihrer Emotionalität eingebunden, wenn es darum geht, Konflikte aufzulösen. Frauen gelten als schwaches Geschlecht. Männer dagegen werden immer mit dem Bild des starken Geschlechts verbunden, das keine Emotionen zeigen soll. Kommen dir solche Situationen oder Klischees bekannt vor? Dann kennst du genderspezifische Vorurteile beziehungsweise Denkmuster. Die sogenannten Gender Biases.
Gender Biases im Alltag und Beruf – Was tun?
Wir haben in den letzten Wochen eine Umfrage mit euch und unserer Community geteilt, in der wir gefragt haben:
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Begegnest du im Alltag genderspezifischen Vorurteilen?
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Welche Gender Biases kennst du aus eigener Erfahrung?
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Was tust du persönlich, um gegen diese Vorurteile vorzugehen?
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Und welche unternehmensseitigen Initiativen sind dir wichtig, um Biases zu begegnen?
Gender Biases im Alltag
Die Ergebnisse zeigen deutlich: Gender Biases gehören für uns Frauen zum Alltag – und das nicht gerade selten. Schätzungsweise 73% der Befragten gaben an, im Alltag mit Gender Biases konfrontiert worden zu sein. Dazu gehörten u.a. niedrigere Gehaltszahlungen, das Absprechen der Kompetenzen, Sexismus sowie die Verweigerung von Führungspositionen.
Top To Do’s, um gegen Gender Biases vorzugehen
Wie gegen diese Gender Biases vorgehen? Was kann und sollte man tun, um gegen die genderspezifischen Vorurteile anzugehen? Ideen hierzu liefert unsere Community.
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Frauen empowern
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Netzwerken
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Sichtbarkeit nutzen
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Grenzen setzen
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Gegenderte Sprache verwenden
Unternehmensseitige Initiativen, um gegen Gender Biases vorzugehen
Wir haben unsere Community auch gefragt, welche Initiativen diese von Unternehmen erwarten, um gegen Biases vorzugehen. Diese reichten von flexiblen Arbeitszeitmodellen über Frauennetzwerke, Mentoring-Programme und Weiterbildungen bis hin zur Einführung eigener Frauenquoten oder Förderung der Elternzeit für Männer.
Von Gender Biases zu Gender Diversity
Wir haben gute Nachrichten: Es gibt Unternehmen, die sich gegen Gender Biases stark machen und für Diversity und Equality eintreten. Wir freuen uns, dass diese zu unseren Partnern gehören und mit uns für dieselben Ziele eintreten. Lasst euch von unseren Partnern inspirieren.
Unternehmen können Gender Biases entgegenwirken und Gender Diversity strategisch erreichen. Wie das gehen kann, zeigen die Initiativen und Maßnahmen von Amazon, Audi, CMS, der Deutschen Bahn und Unilever.
Zum diesjährigen Motto des Weltfrauentags „Break the Bias” erklärt Carolin Fröhlich, Principal Human Resources Business Partner bei Amazon, wie wir Perspektivenvielfalt fördern und den Bias-Effekten entgegenwirken können.
Was unternimmt Amazon gegen Biases? In Bewerbungsgesprächen setzt Amazon auf den sogenannten “Interview-Loop”, sprich die Vorstellungsgespräche finden in einer gemischten Runde statt, um Inclusive Hiring zu garantieren. Außerdem setzt Amazon auf “Bias Buster” in der Bewertung der eigenen Mitarbeiter*innen. Der Schlüssel liegt auch hier im Gespräch: Wenn Führungspersonen die individuelle Personalentwicklung von Teammitgliedern diskutieren, achtet ein Bias Buster besonders darauf, dass alle auf Basis ähnlicher Fakten und somit möglichst fair bewertet werden. Amazon macht darüber hinaus im Rahmen von diversen Trainings auf das Thema Biases aufmerksam, die von den Mitarbeiterinnen aktiv genutzt werden. Auch bei der Meetingkultur setzt Amazon auf Inklusion.
Unilever lebt und liebt Flexibility und Gender Balance. New Work und flexibles Arbeiten sind bei Unilever gelebte Praxis. So gibt es vielfältige Regelungen zu flexiblen Arbeitszeiten und attraktive Jobsharing-Modelle. Darüber hinaus erfahren Mitarbeiter*innen Support in allen Lebenslagen und in Krisenzeiten. Unilever arbeitet seit Jahren aktiv an Equality und an einer ausgewogenen Gender Balance. So wird regelmäßig eine Pay-Gap-Review vorgenommen und auf Gender Balanced Bewerber*innen-Listen gesetzt. Nicht zu vergessen die seit einigen Jahren gelebte Gender Balance im Management. Neben aktiven internen Netzwerken, wie dem Elternzeitnetzwerk, ermöglicht Unilever den Mitarbeiter*innen vielfältige Vernetzung mit externen Netzwerken – wie nushu.
Audi besitzt eine eigene D&I Strategie. Ein wichtiges Ziel davon ist, das Bewusstsein für den Mehrwert von Diversität in der Belegschaft zu erhöhen und unbewusste Vorurteile, so genannte Unconscious Biases, aufzudecken. Dabei setzt das Unternehmen auf konkrete Maßnahmen, wie verpflichtende Live-online-Trainings für neue Führungskräfte. Zusätzlich werden umfassende Toolboxen in Form verlinkter PDFs und Web-based Trainings zu Diversity & Inclusion für Mitarbeitende und Führungskräfte angeboten, mit inhaltlichen Bausteinen zu Unconsious Biases. An den beiden deutschen Standorten Ingolstadt und Neckarsulm wurden 2018 und 2019 Diversity Parcours errichtet – mit insgesamt 8.000 Teilnehmenden von Azubis bis Management. Auch hier war der inhaltliche Fokus das Aufdecken von Biases.
Audi unterstützt darüber hinaus vier Audi-Diversity-Netzwerke: Frauennetzwerk, queer@audi, dads@audi sowie internationals@audi. Immer mit dem Fokus, Vorurteile abzubauen und für Chancengerechtigkeit im Unternehmen zu sorgen.
Seit Frühling 2021 setzt Audi auf gendersensible Sprache in der gesamten Kommunikation.
Audi überprüft alle HR-Prozesse mittels eines D&I Prozess-Check unter anderem hinsichtlich Unconscious Biases und gewährleistet. Ein systematischer International Roll Out’s des D&I Managements über die Marken und weltweiten Standorte hinweg, sorgt für einen konstanten Austausch von Konzepten, verknüpften Events und Ideen. An den weltweiten Standorten stehen außerdem Diversity Agents als Ansprechpartner*innen für alle D&I Themen beratend zu Seite.
Die internationale Anwaltskanzlei CMS setzt sich für Vielfalt und Gender Equality ein. Wie das genau ausschaut? CMS ermöglicht und fördert mobiles und flexibles Arbeiten und Karriere in Teilzeit. Bedeutet für die Jurist*innen: Fast ein Fünftel arbeitet in Teilzeit und auch Kanzlei-Partnerschaften in Teilzeit werden gelebt.
Jurist*innen wird außerdem ermöglicht, Netzwerken und Organisationen beizutreten, die u.a. Frauen fördern – wie beispielsweise nushu Mitgliedschaften, die Kooperation mit der Initiative Women into Leadership sowie die Ermöglichung der Teilnahme an der Leadership Next Academy oder die Förderung von ALICE, dem LGBTQIA+ Karrierenetzwerk für Jurist*innen. Außerdem sorgt CMS für einen regelmäßig stattfindenden sozietätsübergreifenden Diversity & Inclusion Roundtable, in dem Kolleg*innen aller Berufsgruppen und Senioritäten zusammenkommen, um sich auszutauschen. CMS setzt auf die Sensibilisierung für Vielfalt, Toleranz und eine wertschätzende Sozietätskultur und macht auch im Rahmen von Weiterbildungs- und Recruitingveranstaltungen darauf aufmerksam.
Darüber hinaus nimmt CMS am Target Gender Equality Programm des United Nations Global Compact teil. Die Teilnahme hat nicht zuletzt gezeigt, wie viele spannende Handlungsmöglichkeiten CMS hat, um mit Maßnahmen nicht nur die Gleichstellung der Geschlechter voranzubringen, sondern alle Vielfaltsdimensionen gleichermaßen in den Blick zu nehmen.
Die Deutsche Bahn hat sich anlässlich des Weltfrauentags am 8. März 2022 gedacht: Wir drehen den Spieß einfach mal um. Während sich Interessentinnen normalerweise bei der DB bewerben – 2021 waren es rund 77.000 Frauen – werden in diesem Jahr die Rollen getauscht. Im gesamten März, Monat des Weltfrauentags, stellt sich die DB mit “Deutschlands größter Bewerbung” bei 26 Millionen erwerbstätigen Frauen in Deutschland als Arbeitgeberin vor.
Highlights im März sind dabei unter anderem: An einem Tag von der Kandidatin zur Mitarbeiterin? Diese Möglichkeit bieten die bundesweit und zielgruppenübergreifend angebotenen Recruiting Days der DB. Durch Networking die zukünftige Lieblingskollegin kennenlernen? Im exklusiven Austausch bei den ExpertinnenTalks bewerben sich die Speakerinnen persönlich mit ihrem Berufsbild und ihren Projekten bei den Kandidatinnen. Beim größten Bewerbungsgespräch Deutschlands dabei sein? Am 29. März um 12 Uhr tauscht die DB die Rollen und beantwortet die ganz persönlichen “Bewerbungsfragen” von Studiogästen und dem Publikum an die DB als Arbeitgeberin.
Die Deutsche Bahn führt darüber hinaus einige Maßnahmen gegen Unconscious Bias durch. So hat sie beispielsweise den Imagefilm “Anonymisierer 3000” veröffentlicht, um auf das Thema unbewusste Vorurteile aufmerksam zu machen.
Darüber hinaus stellt die DB ihren Mitarbeitenden vertiefende Lernvideos zu den Themen Diversity Nudging und Unconscious Bias zur Verfügung, die konkrete Alltagssituationen aufgreifen, in denen unbewusste Vorurteile wirken sowie eine Diversity Nudging Broschüre mit praktischen Designs, die das Unterbewusstsein anstupsen und inklusives Verhalten anregen. Auch bietet die Bahn ein für alle Mitarbeitenden zugängliches Webinar zu den Themen Diversität und Unconscious Bias sowie spezielle Trainings für Führungskräfte mit ähnlichen Schwerpunkten an.
Wir freuen uns, dass wir Partner an unserer Seite haben und Teil einer Community und eines Netzwerks sind, das sich – ganz unabhängig vom diesjährigen Motto zum Weltfrauentag – gegen Biases stark macht! Es zeigt sich mal wieder: Wir haben eine gemeinsame Mission und sind gemeinsam stärker.
Wir möchten an dieser Stelle auch Kira & Isa von @5050_omr sowie Henriette Hell @henriettehell und Sarina Gachanja @saryinna sowie unserer nushu member Katharina Lages @heartbrain.katharinalages danken, die alle mit uns auf Social Media gegen Gender Biases ihre Stimme erhoben haben.