Zugegeben, diese Zahlen haben uns verblüfft: Einer Umfrage des Coworking-Anbieters Mindspace zufolge hat jeder fünfte Millennial schon einmal einen potenziellen neuen Job aufgrund des schlechten Büro-Designs oder der -Ausstattung abgelehnt. Und für jeden Zehnten aus der Generation Y war das Büro-Design schon ein Kündigungsgrund. Aber wie gestaltet man das Büro der Zukunft? Janika Kupfer, Interior Architectin bei Vitra, weiß wie. Sie hat uns bei einem entspannten Kaffee verraten, worauf es bei der Büroeinrichtung ankommt und wie ein schnelles Tuning für dein Büro – natürlich auch im Home Office – aussehen kann.
Janika, wie gestaltet man das Büro der Zukunft?
Janika: Mit offenen Bürolandschaften, die jedem Unternehmen individuell angepasst sind. Hier arbeiten Menschen zusammen und kollaborieren. Bei Vitra beschäftigen wir uns individuell mit der Organisationsform des Unternehmens, seiner Kultur und Identität. Wie sind die Hierarchien? Welche Teams arbeiten besonders eng zusammen? Menschen arbeiten gerne dort, wo ihre Arbeit gesehen und wertgeschätzt wird. Das Gestaltungskonzept sollte flexibel genug sein, um entlang plötzlich wechselnder Funktionalitäten oder geänderten Anforderungen weitergedacht zu werden.
Schnelles Tuning für’s Büro?
Janika: Wir erleben momentan durch die Erfahrungen des letzten Jahres, dass viele Menschen im Homeoffice arbeiten können, was für fokussiertes Arbeiten auch in Zukunft eine relevante Option bleiben wird. Die Frage ist, welche Orte und Funktionalitäten benötigt der Mitarbeiter in Zukunft für die Arbeit im Büro? Um aus Büros offene, inspirierende Orten entstehen zu lassen, in denen die Mitarbeiter*innen oder auch Externe sich treffen, arbeiten und verweilen können, benötigt es neue Funtionalitäten, welche die Kollaboration und den Austausch fördern. Für das Tuning im Büro empfielt es sich das Büro hinsichtlich den veränderten Anforderung zu betrachten und Funktionalitäten die nicht mehr benötigt werden durch neue Angebote zu ersetzen oder zu ergänzen. Dies kann zum Beispiel eine Sitzlandschaft wie Softwork sein, die Angebote zum Arbeiten oder auch für Rückzug bietet, oder aber auch flexible Raumzonen, die sich den Anforderungen entsprechend verändern lassen, wie beispielsweise mit der Dancing Wall, mobilen Tischen und Stapelstühlen, die je nach Bedarf herangezogen und wieder weggefahren werden können. Das Ziel ist eine Vielfalt transversaler Arbeitsplatzalternativen und Orte der Tätigkeit entsprechend nutzen zu können.
Über Janika Kupfer:
Janika ist Interior Architectin bei Vitra. Die gebürtige Bielefelderin zog es für das Studium der Innenarchitektur zunächst nach Detmold und von dort ging es dann weiter in die Niederlande bis in den Süden Deutschlands. Hier arbeitet sie nun bei Vitra als „Team Leader Interior Architects” und entwickelt innovative, funktional und ästhetisch überzeugende Bürokonzepte. Janika weiß also wie man sein Office und seine Umgebung gestalten muss, um motivierter und effizienter arbeiten zu können.
Woher wisst ihr bei Vitra, welche Ideen funktionieren?
Janika: Wir testen entworfene Konzepte von Bürolandschaften auf dem Vitra Campus im Selbstversuch. Für Kunden stellen wir uns dazu auch ganz konkrete Fragen: Wie muss ein Büro gestaltet sein, dass die „Heimat“, Zugehörigkeit und Identität eines Unternehmens ausstrahlt und attraktiv für Mitarbeitende ist, um ins Büro zu kommen? Was braucht die Arbeitsumgebung um Innovation und Kollaboration zu fördern? Welche Funktionalitäten und Raumtypen werden hierfür benötigt? Und in welcher Umgebung fühlt sich die Mitarbeitenden wohl, um motiviert und produktiv arbeiten können? Im Großen und Ganzen ist es ein Zusammenspiel der drei Faktoren: Organisation, Kultur und Raum.
Welche Tipps hast du für‘s Office im Home?
Janika: Zunächst die Platzwahl: Welcher Raum im Haus oder in der Wohnung bietet dafür die beste Möglichkeit? Fühlst du dich dort wohl? Ist der Platz stark frequentiert? Kannst du deine Unterlagen dort liegen lassen? Praktisch ist eine mobile Box für alle wichtigen Schreibtischdinge. Für die Umgebung wählst du Gegenstände und Materialien, die dich ansprechen oder vielleicht sogar spiegeln, was du tust. Ein Quelle für Tageslicht ist ideal. Und nicht vergessen: Bewegung und Pausen zwischen Videomeetings integrieren oder auch mal den Ort wechseln. Und um abzuschalten am besten ohne Blick auf den Arbeitsplatz.